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Friedrich List (1789–1846)

Friedrich List ist der erste, international renommierte, deutsche Klassiker der Politischen Ökonomie, geb. am 6. August 1789 in Reutlingen. Zunächst absolvierte er die Beamtenlaufbahn in der württembergischen Verwaltung, führte im Auftrag von König Wilhelm I 1817 die erste Befragung von Auswanderern durch, mit der die Meinungsforschung ihren Anfang nahm und unterbreitete dem König den Vorschlag, an der Landesuniversität in Tübingen eine Staatswirtschaftliche Fakultät zu gründen, die zur ersten kontinuierlich bestehenden Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Deutschland wurde. Er wurde dann auf einen der ersten drei Lehrstühle berufen, traf 1819 auf der Ostermesse in Frankfurt mit den Anführern der Kaufleute zusammen, die sich über die vielen Zollschranken zwischen den 38 deutschen Territorialstaaten beklagten, verfasste in deren Auftrag seine berühmte Petition an die Bundesversammlung zur Abschaffung der Binnenzölle und gründete in Frankfurt den „Allgemeinen deutschen Handels- und Gewerbsverein“ – die erste Interessenvertretung deutscher Kaufleute. Damit wurde die politische Diskussion angestoßen, die 1834 zur Gründung des Zollvereins führte.

Wegen dieses nicht vom König erteilten, bzw. gebilligten Auftrages, wurde er gezwungen, seine Lehrkanzel aufzugeben. Er kämpfte zwei Jahre lang als Konsulent für die wirtschaftspolitischen Forderungen des Vereins, wurde dann als Abgeordneter in den württembergischen Landtag gewählt, kritisierte in einem scharf formulierten Flugblatt die Missstände in der württembergischen Verwaltung, Justiz und Finanzwirtschaft, wurde deshalb aus dem Parlament ausgeschlossen und zu einer zehnmonatigen Festungshaft verurteilt. Er floh zunächst ins Elsass und in die Schweiz, kehrte nach zwei Jahren freiwillig nach Württemberg zurück und verbüßte zwei Drittel der Haftstrafe auf dem Hohenasperg, dem württembergischen Staatsgefängnis, das auch als „Demagogenbuckel“ bezeichnet wurde. Nach dem Mord an dem Schauspieldichter August v. Kotzebue verhängte der österreichische Staatskanzler v. Metternich die Karlsbader Beschlüsse und die Demagogenverfolgung, der auch Friedrich List zum Opfer fiel.

Er musste auf Druck der württembergischen Regierung in die USA auswandern, betätigte sich als Journalist und entdeckte in Pennsylvania ein großes Steinkohlevorkommen, zu dessen Abbau er eine der ersten drei Eisenbahnlinien in der Neuen Welt initiierte; eine 22 Meilen lange Strecke, die im November 1831 fertiggestellt wurde. Die aus England importierten Lokomotiven kamen dann im Frühjahr 1833 zum Einsatz. Außerdem veröffentlichte er in den USA seine erste handelspolitische Schrift, die „Outlines of American Political Economy“. Nachdem List die Wahl des amerikanischen Präsidenten Andrew Jackson unterstützt hatte, wurde er von diesem zum amerikanischen Konsul für das Königreich Sachsen ernannt. In Leipzig gewann er die dortige Bürgerschaft für den Bau der ersten deutschen Ferneisenbahn, der Sächsischen Eisenbahn von Leipzig nach Dresden, ohne jedoch die erhoffte Anstellung zu bekommen.

Deshalb emigrierte er nach Paris, beteiligte sich dort an zwei Preisfragen der Akademie der Wissenschaften, die sich in seinen beiden Schriften „Le système naturel d`économie politique“ (Das natürliche System der politischen Ökonomie) und „Le monde marche“ (Die Welt bewegt sich) niederschlugen, kehrte nach drei Jahren zurück, unterstützte die thüringischen Herzogtümer bei ihren Eisenbahnplänen und wurde dafür von der Universität Jena mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde zum Dr. jur. geehrt. Er ist dann ein letztes Mal umgezogen und hat in Augsburg sein ökonomisches Hauptwerk „Das nationale System der politischen Ökonomie“ vollendet, das ihn national und international berühmt gemacht hat. John Carter und Percy H. Muir zählen das Buch zu den 500 bedeutendsten Werken der abendländischen Geistesgeschichte, welche die Welt bewegt und verändert haben.

In seinen letzten Lebensjahren unternahm Friedrich List noch drei wichtige Reisen nach Belgien, Österreich-Ungarn und England. In London unterbreitete er dem englischen Premierminister Robert Peel und dem Oppositionsführer Lord Palmerston die Idee einer deutsch-englischen Allianz, die allerdings wenig Anklang gefunden hat. Tief verstimmt und körperlich leidend, wollte er sich in Südtirol erholen, kam aber nur bis Kufstein, wo er am 30. November 1846 aus dem Leben geschieden ist.

Eugen Wendler, Gründer des Friedrich-List-Instituts in Reutlingen

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