List-Forum 3-4/2022
Mit dem Inflationsausgleichsgesetz werden Steuerpflichtige in Deutschland auf der tariflichen Ebene ab dem Jahr 2024 um etwa 25 Mrd. € bei der Einkommensteuer entlastet. Gleichzeitig wird sowohl aus Politik als auch Wissenschaft immer wieder gefordert, den sogenannten Mittelstandsbauch im Einkommensteuertarif abzuschaffen, was ebenfalls mit erheblichen Steuerausfällen einhergehen würde. Dieser Beitrag zeigt, dass es möglich gewesen wäre, den Mittelstandsbauch bei gleichen Einnahmeausfällen, wie sie durch das Inflationsausgleichsgesetz entstehen, abzuschaffen und dabei zielgenauer für Effekte der kalten Progression zu kompensieren. Für die Bestimmung von aufkommensneutralen Tarifen nutzen wir dabei ein auf den Rechtsstand des Jahres 2024 fortgeschriebenes Mikrosimulationsmodell, welches auf den Daten der Faktisch Anonymisierten Lohn- und Einkommensteuerstatistik aufbaut. Mögliche Tarifalternativen, bei denen es zu einer Abschaffung des Mittelstandsbauchs in der Form kommt, dass der Tarif nur noch eine einzige Progressionszone umfasst, könnten dabei entweder durch die Anhebung des Eingangssteuersatzes, ein Vorziehen der Einkommensgrenze, ab dem der Spitzensteuersatz greift, oder eine Kombination mehrerer solcher Änderungen, einschließlich einer Anhebung des steuerlichen Grundfreibetrags, realisiert werden.
Die Verhaltensökonomik analysiert die psychologischen Aspekte des wirtschaftlichen Handelns und wird auf den klimapolitischen Diskurs und auf die Klimapolitik in Deutschland angewendet. Beim Klimaschutz als globales öffentliches Gut empfiehlt die Verhaltensökonomie eine internationale Verhandlungslösung mit freiwilliger reziproker Kooperation der Staaten, die als „Klima-Club“ institutionell angelegt sein sollte. Es wird zudem eine moralisch-ethische Anreicherung in dem Sinne empfohlen, dass sich der Mensch an gesinnungsethischen und deontologischen Prinzipien ausrichten und „moralisch gut“ handeln sollte. Die Individualmoralisierung ist allerdings kein geeigneter Ansatz für eine zielführende Klimapolitik. Hinsichtlich des individuellen klima- bzw. umweltpolitischen Verhaltens ist zu konstatieren, dass – trotz besseren Wissens – wohlklingende und wohlmeinende klimapolitische Maßnahmen propagiert, argumentativ verteidigt und über lange Zeit fortgeführt werden, die sich aber letztlich als ineffektiv und ineffizient erweisen. Viele Menschen bekunden, dass sie dafür sogar bereit seien, auf materiellen Wohlstand zu verzichten. Menschen verhalten sich nicht unbedingt irrational, sondern „nur“ begrenzt rational und messen gesinnungsethischen, deontologischen Prinzipien und Gerechtigkeits- und Fairnessüberlegungen und den eigenen Wunschvorstellungen hohe Bedeutung bei.
K. Devi & Devadutta Indoria: Study on the waves of blockchain over the financial sector
In the modern finance sector, Blockchain (BC) is a widespread theme technology. It is a technology with a distinct combination of features like distributed notes, consensus algorithm, decentralized structure, storage mechanism, smart contracting, and asymmetric encryption for assuring the transparency, visibility, and security of the network. Banks and financial organizations are the key factors in modern society. Thus, security and other terms such as privacy, scalability, and transparency need to be maintained in this sector. In that context, BC is widely used in the financial sector. Though the BC results in various benefits like immutability, security, decentralization, consensus, unanimous, and faster settlement, still it lacks some points on enhancing the financial sectors. It mainly lacks security, maintaining privacy, protection against cybercrime, and energy consumption. Therefore, the study reviewed the waves of BC in the financial sector, along with this the study also presents the application of BC in a financial organization. Followed by this, issues and problems in the BC over financial sectors are also reviewed. The study was performed in a range of supporting future researchers to implement an efficient BC network in the financial sector.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der in der Wissenschaft noch nicht behandelten Fragestellung, ob Rüstungsunternehmen einen Platz im ESG-Universum finden können. Der aktuelle Ausschluss in der gängigen Praxis, als auch die Vorschläge der EU-Sozialtaxonomie, verschärfen die Bedingungen von Rüstungsunternehmen am Finanzmarkt. Gerade aufgrund aktueller geopolitischer Spannungen und im Kontext eines weltweiten Aufrüstens wird die Fragestellung mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring bei Experten des Finanzmarktes, der Rüstungsindustrie als auch der gesellschaftlich-ethischen Vertretung beantwortet. Die Experten bestätigen, dass Rüstung einen Teilaspekt von Sicherheit darstellt und Sicherheit eine Grundbedingung für weitere Nachhaltigkeitsbestrebungen der Gesellschaft ist, jedoch Rüstung als Mittel zur Schaffung von Sicherheit im ESG-Kontext insbesondere von den Sektoren Finanzmarkt und Gesellschaft/Ethik abgelehnt wird. Die gewonnenen Erkenntnisse lassen Rückschlüsse auf Bedingungen zu, wie eine Aufnahme in das ESG-Universum theoretisch möglich wäre, zeigen aber aus Expertensicht auch ablehnende, teils widersprüchliche Attribute auf.
Der Autoverkehr ist in vielen Städten zu einer hohen Belastung geworden. Um die Alternativen zum Autoverkehr zu stärken, kursiert eine Vielzahl von Vorschlägen, etwa der Ausbau von Fahrradwegen, wenn nötig auch auf Kosten des Autoverkehrs. Dieser Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Erhebung unter knapp 7000 Haushaltsvorständen aus dem Jahr 2018, mit der die Zustimmung zu derartigen Vorschlägen eruiert wurde. Die daraus resultierenden Ergebnisse sind zwiespältiger Natur. Einerseits stimmt beispielsweise die absolute Mehrheit von 69 % der Befragten für die Ausweisung von für Busse reservierter Fahrstreifen auf staubelasteten Straßen und knapp die Hälfte ist für Fahrverbote für Fahrzeuge, die Schadstoffgrenzwerte überschreiten. Andererseits ist die absolute Mehrheit von 57,3 % der Befragten gegen höhere Kosten für das Parken in Innenstädten und knapp die Hälfte lehnt ein Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2035 ab.
Angesichts der Alterung der deutschen Gesellschaft wird der Bedarf an Pflegedienstleistungen künftig zunehmen, und dies erzwingt, adäquate und bezahlbare Pflegekonzepte dort zu ermöglichen, wo der Bedarf entsteht. Drei idealtypische Pflegeheiminvestitionsbeispiele illustrieren, dass positive Projektgewinne in (sehr) zentralen Lagen schwerer zu erzielen sind als in der Peripherie. Dabei werden die Auswirkungen kritischer oder gesetzlich reglementierter Parameter, wie die maximale Heimgröße, auf die Rentabilität von Neubauvorhaben untersucht. Um diesen asymmetrisch wirkenden Anreizstrukturen entgegen zu wirken, könnte zum einen die Zugänglichkeit von Grundstücken in Ballungsräumen, z. B. durch städtebauliche oder erbbaurechtliche Verträge, erleichtert werden. Zum anderen könnten neben einheitlichen Mindeststandards die länderspezifischen Regelungen durch regionale Anpassungsfaktoren, zur Berücksichtigung der unterschiedlichen Preisniveaus für Bauland, flexibler ausgestaltet werden.